
Es gibt so viel, was ich gerne tun würde, aber ich habe so viel zu tun!
Wer schneller lebt, lebt nicht länger. Das Ziel des Lebens ist der Tod und wer schneller rennt, erreicht ihn auch schneller. Kennen Sie das Paradox der Zwillinge? Der Zwilling A, der durch das All mit Lichtgeschwindigkeit schießt, während sein Bruder E auf der Erde bleibt, ist nach einer bestimmten Dauer jünger als sein Bruder E. Daraus könnte man also schließen, dass Geschwindigkeit jung hält. Lebt deshalb der Mensch immer schneller?
In der Musik machen die Pausen die Melodie, und so ist es mit dem Leben auch. Ich fragte einst Kindern wie oft ihre Eltern „schnell“ sagen: „zieh dich schnell an!“, „Wasch schnell die Hände!“, „Steig schnell ein!“, „Geh schnell auf Toilette!“. Kinder erleiden das Tempo ihrer Eltern als wären sie lästig, wenn sie sich dem nicht anpassen können. Dadurch wird ständig Druck auf sie aufgebaut und man wundert sich, dass die Kinder irgendwann nicht bei sich sind, abgelenkt und unkonzentriert sind. Dafür geben wir ihnen aber gar nicht die Zeit.
Kinder, die nie erfahren, dass sie sich für gewisse Sachen die nötige Zeit nehmen dürfen, lernen ungeduldig zu sein. Ihre Frustrationsschwelle wird sehr niedrig, was zu fordernden Persönlichkeiten führt und schlussendlich, zu unheimlich viel Stress. Es ist also wichtig zu entschleunigen, und wenn nicht für uns selbst, dann wenigstens für unsere Kinder. Profitieren werden wir sowieso alle davon.
Zeit haben wir in Wahrheit, wenn wir langsam gehen. Weil Zeit eine nicht existierende Sache ist, sondern eine Illusion, verwechseln wir sie mit Dauer, also Distanz. Dauer und Distanz sind ein und dieselbe Sache, denn Zeit lässt sich nur durch Bewegung messen. Wenn A und E mit unterschiedlichem Tempo einen Punkt P erreichen wollen, legen sie die gleiche Distanz zurück, nur nicht in der gleichen Zeit. A, der schneller ist, braucht 10 Minuten um bei P anzukommen, während E 20 Minuten braucht. Wer hat also mehr Zeit?
Wir haben also nicht mehr Zeit, wenn wir schneller gehen, wir packen nur mehr in einer gleichen Dauer rein. An dem Punkt stellt sich die Frage der Wahrnehmung, der Wertschätzung für das was einem begegnet.
Den Menschen wird es nie langweilig, und das ist das eigentliche Problem. Ihnen wird kurzweilig, sobald sie zum Stillstand kommen. Aber wer nie stoppt, kommt doch nie an. Lassen wir uns das mal durch den Kopf gehen.