
Stellt er sich in uns ein, so herrscht er auch außerhalb von uns. WAS dafür zu tun ist, ist denkbar einfach, wenn man draufgekommen ist. Nur das WIE bleibt eine Herausforderung.
Wir sind in bewußter oder unbewußter Interaktion mit unserer Umwelt, und zwar dauerhaft. Was wir im außen sehen, hören, fühlen, in einem Wort wahrnehmen löst Reaktionen in uns aus: etwa Gefühle, Eindrücke, Empfindungen und Gedanken. Sie werden von dem was (für) wahrgenommen wird angetriggert. Mal sind sie gut und angenehm, mal weniger. Und wenn sie einmal ausgelöst wurden, bleibt uns nicht anderes übrig als mit ihnen fertig zu werden.
Erzeugt eine Situation oder ein Mensch Wut, Groll oder Hassgefühle in uns, so leben diese in uns weiter. Draußen ist die Situation vergangen, der Feind ist weitergezogen. Nur wir bleiben mit diesen Gefühlen allein. Sie sind gegenwärtig, allgegenwärtig. Trigger kommt, Trigger geht, Gefühle bleiben.
Im außen lässt sich nichts mehr verändern, die Vergangenheit ist Ewigkeit. Darauf zu warten, daß sich etwas außerhalb von uns tut, das diese Gefühle oder Gedanken verschwinden lässt, ist vergeblich und macht uns Machtlos.
Wir haben nur auf das, was in uns lebt einen Einfluss. Die Legitimität unserer Gefühle wird nicht in Frage gestellt. Sie dürfen sein. Gar keine Frage. Doch sind sie uns dienlich? Bringen sie uns weiter?
Am liebsten wäre nichts passiert und die Gefühle wären gar nicht entstanden. Sie werden in die Enge gedrängt, leisten aber Widerstand. Geben wir also ihnen ein Daseinsrecht. Wie gesagt, sie dürfen sein, sind legitim. Wer gehört wird, hört auch auf zu schreien.
Es erweist sich deshalb als schwierig, diesen unangenehmen Gefühlen loszuwerden, weil der Widerstand in Wahrheit gar nicht gegen die Gefühle geleistet wird, sondern gegen das Ereignis, das sie ausgelöst hat.
Wir wollen das Erlebte ungeschehen machen, anstatt, daß wir die Situation so annehmen wie sie ist. Und genau dieser Kampf um das Ungeschehen machen, verstärkt unsere inneren Gefühle von Angst, Bedrohung, Aussichtslosigkeit, Ausgeliefertsein. Wenn wir aber die Situation akzeptieren, so verlieren die inneren Gefühle allmählich an Kraft bis sie irgendwann verschwinden, weil wir uns vor dem Geschehen ergeben. Diese Gefühle bestehen nämlich ausschließlich aus der Energie, die darein gesteckt wird, die Situation aus-zuhalten, anstatt sie zu integrieren. Wer aus-hält, lässt nichts hinein, integriert also nicht. Wir können den Gefühlen also nicht loswerden, solange wir gegen das Geschehen im außen kämpfen, weil die Gefühle die Kampfenergie selbst sind. Und der innere Frieden kann sich nur einstellen, wenn der Kampf im außen beendet wird.
Die erlebte Bedrohung, Enttäuschung, Verletzung mag weit zurückliegen, sie besteht in der Außenwelt aber weiter durch die innere Interpretation und Wahrnehmung der Welt des Verwundeten. Einmal verwundet, immer verwundet, sozusagen. Sich einzugestehen, daß die Gefahr vorbei ist ermöglicht uns, Frieden in uns zu schließen, einen friedlichen Blick auf die Welt wieder zu werfen.
Frieden ist nämlich auf nichts und niemandem mehr böse zu sein. Dazu kommt, daß Frieden mit Freiheit einhergeht. Denn nicht mehr die äußeren Umstände bestimmen über uns, sondern wir selbst über sie. Das ermächtigt uns, macht uns unabhängig… also frei.