Wer gegen die Ablehnung kämpft, investiert nicht seine Energie in seiner Anerkennung. Letzere bedarf nämlich keinen Kampf gegen etwas ausserhalb von sich selbst. Vielmehr bedarf sie eine Akzeptanz seines Selbst wider der Meinung anderer. Vielmehr geht es um die integere Entfaltung seiner Einzigartigkeit, und nicht um die Einverleibung einer Besonderheit, die einen Konsens zu erzwingen versucht. Viele versuchen nun etwas besonders zu sein, und vergessen dabei, daß sie ohnehin einzigartig sind. Wir sind aber nichts Besonderes in unserer Einzigartigkeit, denn das sind wir alle. Vielleicht würde es weiter helfen, sich das selbst zuzusprechen anstatt, daß man die Bestätigung von außen zu erzwingen versucht. Sonst greift man zu Artefakten, die dazu dienen uns besonders zu machen, aber schlussendlich noch mehr Ablehnung erzeugen. Und so findet man seine Besonderheit in der Ablehnung selbst.
Es ist die eigene innere Angst davor, zu sich selbst zu stehen, die sich im außen in der erlittenen Ablehnung veräußert. So entlasten wir uns von der eigenen Verantwortung, indem wir die anderen beschuldigen. Mag sein, daß viele Menschen intolerant sind. Doch was kümmert uns das? Ist das wichtig für ein selbst von denjenigen akzeptiert zu werden, die es nicht können? Haben wir es erst dann geschafft, liebenswert zu sein? Um Liebe kämpft man tatsächlich nur, wo sie nicht zu finden ist. Wir lieben unsere Dramen, die uns ermöglichen uns zu spüren, weil wir uns nicht mehr fühlen. Wer in dieser Falle der Besonderheit tappt, läuft Gefahr sich selbst vollkommen zu entfremden und wird sich immer weiter so travestieren, daß nur Ablehnung geerntet werden kann. Denn nur durch sie fühlen sie sich besonders. Am Ende werden sie dopplet bestraft: sie werden von den anderen für ihr „Besonders sein“ abgelehnt und werden sich selbst ihrer Einzigartigkeit nie bewußt.
Dieses „Besonders sein“, auf das die Betrofenen sich berufen, erzeugt eine IKEA Welt, in der sie versuchen sich mit den gleichen Artefakten eine besondere Persönlichkeit aufzubauen. Das Gute an IKEA nämlich ist, dass man sich bei allen wie zu Hause fühlt.
Es sind Grenzen, die man braucht. Werden sie nicht gesetzt, so brauchen wir das, was über die Grenzen hinausgeht, und das geht sehr weit, endlos weiter. Es ist eben grenzenlos. Freiheit hat nichts mit grenzenlosen Forderungen, Ansprüchen zu tun. Freiheit hat mit Zufriedenheit zu tun. Frei waren wir mal. doch wie hätten wir sie zu schätzen gewusst ohne jemals gefangen zu sein? Wie würden wir sie begehren, ohne sie erst verloren zu haben? Und so kam, dass wir uns fangen liessen… von den Ansprüchen und Forderungen, die uns treiben. Wir sind Sklaven unseres Verlangens. Ob wir sie ernten oder tragen, wir sind alle Sklaven unserer „Wolle“.
Und von ihnen gilt es sich zu befreien, um nicht mehr getrieben zu sein. Um nicht mehr mehr zu wollen, als nötig ist. Konsum ist Nötigung, keine Notwendigkeit. Der Windhund ist nicht frei, dem Kaninchen nachzulaufen, sondern dazu gezwungen, Opfer seiner Trieben. All das Zeug, das wir zu gebrauchen denken, zeugt vor unbefriedigten Bedürfnissen. Werden sie nicht befriedigt, so sind wir eben nie zufrieden… und freilich, nie frei. Nur so viel bedarf es… um glücklich, zufrieden und frei zu sein.
Innen leer, außen voll. Alles wächst einem über den Kopf, doch das ist der Boden, den man unter den Füssen verliert. Kraft- und Energielos, erschöpft, schaufelt man sich durchs Leben eben. Es ist ein Loch, das wir graben, in dem wir liegen. Schliesslich. Es schließt sich. Paradox über Paradox. Je mehr wir anhäufen, desto leerer fühlen wir uns. Wir leisten, keine Frage… wird geduldet. Ran an die Arbeit, keine Zeit zum nachdenken. Das bedingte Leben beschert uns mit Dingen, einem Haufen Dingen. Also kämpfen wir uns weiter durch, um an den Dingen zu kommen. Durchhaltevermögen ist in Wahrheit Widerstand. Wir halten aus, integrieren nichts. Wo wir weiter kämpfen, widerstehen wir in Wahrheit dem Gefühl der Leere. Aus der Leere schöpfen wir die Kraft, mit der wir ihr widerstehen. Wer will schon fallen, sich fallen lassen. Wir suchen Halt in all den Dingen, die wir anhäufen. Das was uns Halt gibt, ist gleichzeitig unsere eigene Grenze. Wir beneiden, wir begehren und fordern… Bodenlos ist der Mensch, mit seinen Ansprüchen. Nie genug. Zu Frieden kommen wir nie. Zufrieden werden wir nie. Zufriedenheit ist der Feind Nummer 1 des wirtschatflichen Wachstums.
Frieden herrscht nur in der Freiheit. Ein freier Fall ins Nichts, ohne Halt und Aufprall. Die Leere selbst ist Bodenlos. Vertrauen und loslassen statt klammern und kontrolieren. Letzteres raubt einem so viel Energie, denn das, dem wir widerstehen, wird immer größer: dem Sinn. Wo er fehlt, herrscht Ignoranz, eine Bodenlose Ignoranz. Wer zu vielen Stimuli ausgesetzt ist, empfindet schließlich nichts mehr, nimmt nichts mehr wahr, weil es eben zu viel ist. Der Filter läuft über. So ist Depression nicht ein Leerlauf, sondern ein Überlauf. Es ist nicht so, daß man nichts mehr empfängt. Man ist überflutet, und alles ist verschwommen. Depression ist Gegendruck, gegen zu viel (Ein)Druck. Und in dem Moment, indem uns der Boden unter den Füssen verloren geht, macht alles keinen Sinn mehr. Und nun sind wir ausgeschaltet, empfangen nichts mehr. Also wo ist sie nun, die gute Information, der gesunde Impuls, der in der Masse verloren gegangen ist? Das ist die Arbeit, die zu machen ist, um aus der Depression zu kommen.
Wie der Samen das Potenzial des Baumes in sich trägt, so sind wir Menschen ebenfalls ein Potenzial, das zum Leben erweckt werden will. Alles was der Mensch werden kann, steckt in jedem von uns. Und so wird der eine dies, der andere das. Dieses Potenzial wird durch äußere Begebenheiten beeinflusst, denn wir sind nun mal verbunden mit unserer Umwelt. Ohne sie, könnten wir uns selbst nicht wahrnehmen. Das Verhängnis der zwischenmenschlichen Beziehungen liegt eben darin, dass wir dieses Potenzial zur Erfüllung vieler äußeren Erwartungen nutzen. „Und der Mensch schuff den Menschen zu seinem Bilde“. Wenn Menschen aufeinander projizieren, zwingen sie ihren Nächsten zu etwas, das sie kontrolieren können oder in sich selbst nicht ertragen. Und so erstickt die Individualität eines jeden in Keim.
Äußere Grenzen können gesetzt werden bis sie zu unseren inneren Grenzen werden und wir uns selbst einschränken. Deshalb bauen so viele Männer Muskel auf, weil sie so „eingeschrankt“ sind… in ihrer Wahrnehmung. Es ist aber keine Fatalität und wir sind nicht dazu verdammt, in den Schranken zurückgewiesen zu sein. Davon können wir uns befreien, indem wir lernen uns nicht mehr darum zu kümmern, womit wir nichts zu tun haben, uns nicht mehr zu sorgen, was andere von uns denken und erwarten. Das alles bereitet uns Kummer und Sorgen.
Es bedeutet nicht, andere nicht zu beachten. Ihre Meinung darf uns weiter interessieren, sie bleibt aber ihre und wer zu sich steht, fürchtet sie auch nicht. Ihre Bedürfnisse sind legitim, werden aber nicht zu unseren Verpflichtungen. Es geht darum, auf sich selbst zu achten, die eigene Integrität zu bewahren, und das macht uns oft nicht liebenswert in den Augen der anderen. Doch das hat allein mit ihnen zu tun, darum brauchen wir uns nicht „kummern“.
Damit machen wir uns natürlich keine „Freunde“, eher Feinde. Ist es aber nicht erstrebenswert sich von denjinigen zu lösen, die uns in unserer Entwicklung einschränken? Sollte das Raubtier das Gehege nicht verlassen, in dem es gefüttert wird? Es braucht Mut, Selbst-verständigt. Dafür wird das Tier lernen müssen selbstständig zu jagen. Dafür müssen wir lernen Selbst zu sein. Aber dann entsprechen wir unserer wahren Natur. Aber dann, wird unserem Potenzial keine Grenzen mehr gesetzt.
Es geht also nicht darum, ein anderer zu sein, sondern viel mehr den einen nicht mehr zu sein, den wir denken, anderen vorspielen zu müssen. Und wir identifizieren uns nicht mehr mit und definieren uns nicht mehr durch die Rolle, sondern wir prägen die Rolle mit unserer ganzen Individualität. Diesen Prozess nannte Jung die „Individuation“.
Furcht löst Angst aus, ist aber nicht die Angst selbst. Wir fürchten uns vor etwas, das wir bereits erlebt und nicht überwunden haben. Wir können uns aber auch vor etwas fürchten, ohne zu wissen warum. Das ist der Fall bei Phobien.
Fürchten tun wir uns vor etwas ausserhalb von uns. Furcht wird uns eingetrichtert, eingeredet, sodass sie in uns Angst auslöst. Angst ist kein Feind. Sie ist ein Werkzeug, das Wachsamkeit erzeugt, damit wir Gefahren erkennen und entsprechend handeln. Angst wird immer wieder aufs Neue überwunden, wenn die Gefahr vorüber ist.
Doch, was passiert wenn wir uns zum Beispiel vor etwas fürchten, etwa einer Pandemie, einem Krieg, einem Klimawandel, oder aber auch einer Spinne, einem Hund, sozialen Interaktionen, über das wir keinen Einfluss haben? Die Angst wird aufrechterhalten. Wir können, so glauben wir, die Gefahr nicht beseitigen.
Nicht also die Angst muss besiegt werden, sondern die Furcht. Gelingt es uns, diese zu besiegen, so können wir auch die Angst überwinden. Gelingt uns das nicht, so möchten wir unsere Angst legitimieren und wir unterwerfen uns der Furcht, ohne zu erkennen, dass diese von außen kommt und wir etwas dagegen unternehmen können. Erkennen wir diese als irrational, so entziehen wir ihr ihre Macht und die Gefahr kann beseitigt werden, was die Angst in uns schwinden lässt.
Angstzustände resultieren aus äußeren Befürchtungen, die eine Macht auf uns ausüben. Die Angst ist legitim, nicht aber die Befürchtungen, die sich nur von der Angst nähren, die sie selbst auslösen. Die Furcht trinkt am Hahn der Angst, den sie aufdreht, weil sie befürchtet, dass sie verdurstet.
Der Fluss sucht sich nicht selbst, er fließt bis zum offenen Meer, umgeht Hindernisse, zeichnet Kurven und entsteht erst nachdem er die Quelle mit dem Meer verbunden hat, mit dem er sich vereint.
Er treibt mit sich den Mühl, den wir hineinkippen, wie so viel Leid aus dem Leib. Im Meer, kristalisiert all dieser Mühl zu Salz, dasselbe das unsere Leib-Gerichte Meer-Geschmack verleiht. Wir werden eben mit unseren eigenen Sünden gesalzen und werden bewusster.
Nehmen wir an, das Festland ist das Bewusstsein und der Ozean, das Unterbewusstsein. So wird dem Fluss, der sich durch das Bewusstseinsland schlängelt, bei jedem überwundenen Hinderniss immer mehr bewusst. Und just in dem Augenblick, indem er im Ozean des Unbewussten mündet, ist sein Bewusstsein am Höchsten, denn dort, ist er sich vollkommen bewusst. Dort erfährt er das gesamte Potenzial seiner Quelle. Und dort wird er wieder zum Unbewussten, in dem aber das gesamt Bewusstsein fließt. Und so kommt, dass das Unbewusste gleichzeitig das Bewusste ist.
Nun stellen Sie sich ihr „Selbst“ genau so vor. Wie der Fluss, schöpfen Sie ihre Kraft aus ihrer Quelle, lassen es Schritt für Schritt entstehen, sowie der Fluss Meter für Meter wächst. Eines Tages kommt der Moment, indem Sie ihr Potenzial vollkommen entfaltet haben und Sie sich ganzheitlich erfahren. Doch es war keine Suche, sondern ein Weg und wo immer sie stehen, ist der Weg immer der Richtige.
Es gibt so viel, was ich gerne tun würde, aber ich habe so viel zu tun!
Wer schneller lebt, lebt nicht länger. Das Ziel des Lebens ist der Tod und wer schneller rennt, erreicht ihn auch schneller. Kennen Sie das Paradox der Zwillinge? Der Zwilling A, der durch das All mit Lichtgeschwindigkeit schießt, während sein Bruder E auf der Erde bleibt, ist nach einer bestimmten Dauer jünger als sein Bruder E. Daraus könnte man also schließen, dass Geschwindigkeit jung hält. Lebt deshalb der Mensch immer schneller?
In der Musik machen die Pausen die Melodie, und so ist es mit dem Leben auch. Ich fragte einst Kindern wie oft ihre Eltern „schnell“ sagen: „zieh dich schnell an!“, „Wasch schnell die Hände!“, „Steig schnell ein!“, „Geh schnell auf Toilette!“. Kinder erleiden das Tempo ihrer Eltern als wären sie lästig, wenn sie sich dem nicht anpassen können. Dadurch wird ständig Druck auf sie aufgebaut und man wundert sich, dass die Kinder irgendwann nicht bei sich sind, abgelenkt und unkonzentriert sind. Dafür geben wir ihnen aber gar nicht die Zeit.
Kinder, die nie erfahren, dass sie sich für gewisse Sachen die nötige Zeit nehmen dürfen, lernen ungeduldig zu sein. Ihre Frustrationsschwelle wird sehr niedrig, was zu fordernden Persönlichkeiten führt und schlussendlich, zu unheimlich viel Stress. Es ist also wichtig zu entschleunigen, und wenn nicht für uns selbst, dann wenigstens für unsere Kinder. Profitieren werden wir sowieso alle davon.
Zeit haben wir in Wahrheit, wenn wir langsam gehen. Weil Zeit eine nicht existierende Sache ist, sondern eine Illusion, verwechseln wir sie mit Dauer, also Distanz. Dauer und Distanz sind ein und dieselbe Sache, denn Zeit lässt sich nur durch Bewegung messen. Wenn A und E mit unterschiedlichem Tempo einen Punkt P erreichen wollen, legen sie die gleiche Distanz zurück, nur nicht in der gleichen Zeit. A, der schneller ist, braucht 10 Minuten um bei P anzukommen, während E 20 Minuten braucht. Wer hat also mehr Zeit?
Wir haben also nicht mehr Zeit, wenn wir schneller gehen, wir packen nur mehr in einer gleichen Dauer rein. An dem Punkt stellt sich die Frage der Wahrnehmung, der Wertschätzung für das was einem begegnet.
Den Menschen wird es nie langweilig, und das ist das eigentliche Problem. Ihnen wird kurzweilig, sobald sie zum Stillstand kommen. Aber wer nie stoppt, kommt doch nie an. Lassen wir uns das mal durch den Kopf gehen.
Wie anmaßend von uns, DEM Leben einen Sinn geben zu wollen! Vielmehr sind wir dem Leben eine Antwort über den Sinn UNSERES Lebens schuldig. Das Leben lässt uns frei über alles zu verfügen. Es hat keine Angst vor uns, keine Angst ausgenommen zu werden, keine Angst zu kurz zu kommen. Alles wird uns zur Verfügung gestellt, ob wir es wahrnehmen oder nicht, und es steht uns frei, daraus zu machen was wir wollen. Freiheit ist tatsächlich der Leitsatz des Lebens. Dieses fundamentale Prinzip bringt aber die eigene Verantwortung mit sich, die wir zu übernehmen haben, leider aber meiden. Und so sind wir selbst diejenigen, die sich die Freiheit nicht nehmen zu leben. Wir müssen wieder lernen, das zu schätzen, was uns bedingungslos gegeben wird und aufhören, darum zu kämpfen, was uns bedingt gegönnt wird. Sonst gehen Freiheit und Sinn verloren. Sonst machen wir uns von den äußeren Umständen, von unserer Umwelt und unseren Mitmenschen abhängig. Und wenn wir darauf warten, dass sich das alles auf uns einstellt, dann bestimmen wir nicht mehr über unser eigenes Leben und stellen uns die Frage, was es für einen Sinn hat.
Wir sind frei, unserem eigenen Leben, den Sinn zu geben, den wir ihm geben wollen, der uns erfüllt. Die Macht, die Kontrolle, die Menschen aufeinander ausüben, darf dem Leben nicht zugeschrieben werden. Nur und ausschließlich wir Menschen, haben diese Wahl des Umgangs mit dem Leben zu verantworten.
Vor den Ereignissen der letzten Jahre, wird erzählt, daß die Welt im Wandel ist und, daß nichts dagegen getan werden kann. Als sei es der normale Lauf der Dinge. Und tatsächlich gehört das zu unserer Normalität, weil Normalität zur Realität erklärt wurde. Was wir beobachten, ist eine Veränderung der Machtverhältnisse. Mit unserem schwarz/weiß Denken, wägen wir ständig ab, welche Seite im Recht ist. Doch eins wollen sie alle: sich durchsetzen. Dieses Streben nach Macht ist schon allein der Beweis dafür, daß alle lügen. Im Gegenteil zu der Wahrheit, hat es die Lüge nötig, sich durchzusetzen. Nur der, der lügt und der sich irrt, hat Angst davor, mit seiner eigenen Lüge, mit seinem Irrtum konfrontiert zu werden. Er ist also bemüht, seine Lüge zur Wahrheit zu machen, seine Sicht der Umständen zu erzwingen. Daraus können wir schließen, daß Machtausübung den Beweis für die Lüge mit sich bringt. Nur, wer strebt denn so sehr nach Macht, und warum? Versucht derjenige, der Macht ausübt etwas zu verbergen? Da Machtausübung eng mit Verachtung und mangelnde Liebe verbunden ist, stellt sich die Frage, wo dieses verachtende Gefühl und diese Lieblosigkeit ihre Wurzeln schlagen. Was wird in dem Objekt der Macht gesehen? Was wird durch Machtausübung objektiviert, das subjektiv empfunden wird? Nun etwas, das tief in einem selbst missachtet und verachtet wird. Ein Anteil, der, wenn überhaupt, schwach entwickelt ist und unterbunden wird. Ein Anteil, der nicht nach Macht strebt, sondern nach Entfaltung, Authentizität. Ethimologisch,bedeutet Authentizität „sich durch die eigene Autorität definieren“. Dieser Anteil ist also nicht zum blinden Gehorsam bereit. Er ist unverfälschlich und unbestechlich. In unserer Realität, beziehungsweise Normalität, wird nur derjenige zur Machtausübung zugelassen, der sich einer gewissen Autorität fügt, der sich anpasst und sich einer herrschenden Ideologie anschließt, indem er die Erwartungen erfüllt, dem Credo folgt. Dafür muss der authentische Anteil gezügelt, unter Kontrolle gehalten werden, schlimmstenfalls sterben. Und genau diese Selbst-Verleugnung ist es, die das Machtstreben überhaupt notwendig macht und die auf seinen Nächsten projiziert wird. Es ist eine erschreckende Erkenntnis in einer Gesellschaft, die den Erfolg nur den Mächtigen zuspricht und alles andere als „schwach“ betrachtet. Die kapitalistische Ideologie, die „wirtschaftliches Wachstum“, „Gewinn“ und „Profit“ über alles stellt, baut vollkommen darauf auf, da der Profit zwangsläufig bedingt, daß andere zu kurz kommen. Wir sehen uns heute mit all den Effekten dieser Ur-Lüge konfrontiert, die zur sämtlichen Formen der Gewalt, der Ausbeutung, der Manipulation, der Unterwerfung, der Erniedrigung, des Betrugs uvm. geführt hat. Die Konsequenzen dieser Selbst- Verleugnung sind in sämtlichen zwischenmenschlichen Beziehungen, auf alle Ebenen der sozialen Hierarchie zu sehen. Die Gier des Kapitalismus beruht auf eine innere Leere, die im außen mit Maßlosigkeit kompensiert wird. Jedoch vergeblich, denn Kompensation kennt keine Zufriedenheit. Und wenn einst, alles Materielle in Besitz genommen wurde, kann nur noch das Leben genommen werden, was zum Mord und Tod führt. Menschen können nicht in Liebe und Frieden nebeneinander leben, weil sie innerlich einen Loyalitätskonflikt schüren, der sie zerreißt. Dieser Verrat an dem eigenen liebenden, authentischen Anteil erzeugt das Monster, das im Außen seiner inneren abgründigen Leere zu entkommen versucht. Dieses Monster nennt sich „Teufel“, der an und für sich nicht existiert, sondern nur das Ergebnis der Abspaltung mit unserer inneren Selbstliebe ist. Dieser Verrat an der eigenen Authentizität entsteht paradoxerweise aus dem Bedürfnis geliebt zu werden. Im außen sehnen wir uns nach einer Liebe die bedingt ist. Die eben bedingt, daß wir uns „liebenswert“ machen und uns dadurch selbst verleugnen. Wird tatsächlich diese bedingte Liebe im außen geerntet, so stellt der authentische Anteil eine Gefahr für die Erhaltung dieser bedingten Liebe dar und wird deshalb umso mehr verdrängt, als daß die bedingte Liebe überlebenswichtig ist. Um sie nie zu verlieren, wird man zu immer mehr bereit, womit der Selbst-Haß wächst, die auf seinen Nächsten projiziert wird. Man steckt tatsächlich in einem „Teufelskreis“. Wer sie nicht bekommt, fühlt sich falsch, nicht angenommen und wird sein Selbst dafür verantwortlich machen und haßen. Diese Ablehnung, die im außen erfahren wird, spiegelt die Selbst-Ablehnung zurück. Doch anstatt sich anzunehmen, wird dem Selbst die Schuld dafür gegeben und man rebelliert oder resigniert im außen in dem Maße, wie man im inneren rebelliert und resigniert. Das Selbst wird für falsch erklärt oder es wird gegen die geltende Autorität im außen rebelliert, wie im inneren die eigene Autorität nicht anerkannt wird. Derjenige, der die bedingte Liebe bekommt, kleidet seinen Haß in guten Absichten. Derjenige, der sie nicht bekommt, lebt seine Gewalt ungeschminckt aus und wird brutal, herzlos oder er lässt sich zu dem reduzieren, was ihm die äußere Autorität vorhält zu sein: ein Schwacher, ein Versager, ein Taugenichts, ein Bedürftiger. Ohne Selbst-Ermächtigung, ohne Authentizität, wird es den Menschen nie besser gehen, dieser Teufelskreis wird nie gebrochen und der Teufel nie besiegt. Zumal sein Weiterbestehen, die Garantie für die Machterhaltung ist.
Stellt er sich in uns ein, so herrscht er auch außerhalb von uns. WAS dafür zu tun ist, ist denkbar einfach, wenn man draufgekommen ist. Nur das WIE bleibt eine Herausforderung. Wir sind in bewußter oder unbewußter Interaktion mit unserer Umwelt, und zwar dauerhaft. Was wir im außen sehen, hören, fühlen, in einem Wort wahrnehmen löst Reaktionen in uns aus: etwa Gefühle, Eindrücke, Empfindungen und Gedanken. Sie werden von dem was (für) wahrgenommen wird angetriggert. Mal sind sie gut und angenehm, mal weniger. Und wenn sie einmal ausgelöst wurden, bleibt uns nicht anderes übrig als mit ihnen fertig zu werden. Erzeugt eine Situation oder ein Mensch Wut, Groll oder Hassgefühle in uns, so leben diese in uns weiter. Draußen ist die Situation vergangen, der Feind ist weitergezogen. Nur wir bleiben mit diesen Gefühlen allein. Sie sind gegenwärtig, allgegenwärtig. Trigger kommt, Trigger geht, Gefühle bleiben.
Im außen lässt sich nichts mehr verändern, die Vergangenheit ist Ewigkeit. Darauf zu warten, daß sich etwas außerhalb von uns tut, das diese Gefühle oder Gedanken verschwinden lässt, ist vergeblich und macht uns Machtlos. Wir haben nur auf das, was in uns lebt einen Einfluss. Die Legitimität unserer Gefühle wird nicht in Frage gestellt. Sie dürfen sein. Gar keine Frage. Doch sind sie uns dienlich? Bringen sie uns weiter? Am liebsten wäre nichts passiert und die Gefühle wären gar nicht entstanden. Sie werden in die Enge gedrängt, leisten aber Widerstand. Geben wir also ihnen ein Daseinsrecht. Wie gesagt, sie dürfen sein, sind legitim. Wer gehört wird, hört auch auf zu schreien. Es erweist sich deshalb als schwierig, diesen unangenehmen Gefühlen loszuwerden, weil der Widerstand in Wahrheit gar nicht gegen die Gefühle geleistet wird, sondern gegen das Ereignis, das sie ausgelöst hat. Wir wollen das Erlebte ungeschehen machen, anstatt, daß wir die Situation so annehmen wie sie ist. Und genau dieser Kampf um das Ungeschehen machen, verstärkt unsere inneren Gefühle von Angst, Bedrohung, Aussichtslosigkeit, Ausgeliefertsein. Wenn wir aber die Situation akzeptieren, so verlieren die inneren Gefühle allmählich an Kraft bis sie irgendwann verschwinden, weil wir uns vor dem Geschehen ergeben. Diese Gefühle bestehen nämlich ausschließlich aus der Energie, die darein gesteckt wird, die Situation aus-zuhalten, anstatt sie zu integrieren. Wer aus-hält, lässt nichts hinein, integriert also nicht. Wir können den Gefühlen also nicht loswerden, solange wir gegen das Geschehen im außen kämpfen, weil die Gefühle die Kampfenergie selbst sind. Und der innere Frieden kann sich nur einstellen, wenn der Kampf im außen beendet wird.
Die erlebte Bedrohung, Enttäuschung, Verletzung mag weit zurückliegen, sie besteht in der Außenwelt aber weiter durch die innere Interpretation und Wahrnehmung der Welt des Verwundeten. Einmal verwundet, immer verwundet, sozusagen. Sich einzugestehen, daß die Gefahr vorbei ist ermöglicht uns, Frieden in uns zu schließen, einen friedlichen Blick auf die Welt wieder zu werfen. Frieden ist nämlich auf nichts und niemandem mehr böse zu sein. Dazu kommt, daß Frieden mit Freiheit einhergeht. Denn nicht mehr die äußeren Umstände bestimmen über uns, sondern wir selbst über sie. Das ermächtigt uns, macht uns unabhängig… also frei.